Samuel Paty wurde am 16. Oktober 2020 Opfer eines brutalen Anschlags, der mit dem Tod endete. Ermittlungen zufolge bestand das Motiv des 18-jährigen Angreifers darin, dass der Geschichts- und Geographielehrer in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit Mohammed-Karikaturen aus der Satirezeitschrift Charlie Hebdo gezeigt hatte.
Die französische Regierung hatte nach diesem Vorfall europaweit zu einer Schweigeminute aufgerufen, mit der rund zwölf Millionen Schüler*innen in Frankreich des ermordeten Lehrers gedachten. Auch hierzulande schlossen sich viele Schulen dem Gedenken an, so auch die Herschelschule Hannover.
Doch damit die Schweigeminute nicht zu einem teilnahmslosen Akt der Formerfüllung reduziert werden sollte, haben die Lehrkräfte der Herschelschule mit ihren Klassen im Vorfeld der Schweigeminute über das Attentat gesprochen und den Schülerinnen und Schülern somit die Möglichkeit geboten, in einen Dialog zu treten. Dieser Austausch sollte ermöglichen, auch Gefühle und Denkweisen von Menschen, die einer anderen Kultur bzw. Religion angehören, nachzuvollziehen und gemeinsam zwischen Meinungs- und Pressefreiheit einerseits und Rücksicht auf religiöses Empfinden andererseits abzuwägen.
Natürlich ist uns allen bewusst, dass eine Schweigeminute allein nicht reicht und wir im schulischen Rahmen noch mehr Räume brauchen, in denen wir uns mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen und den gemeinsamen Diskurs fördern.
Ein wichtiges Ziel unseres Bildungsauftrags ist es, unsere europäischen Werte wie Frieden, Freiheit und Demokratie, Meinungs– und Religionsfreiheit zu schützen und dabei Rücksicht aufeinander zu nehmen. So soll auch weiterhin die Herschelschule als Ort der Aufklärung, der demokratischen Kultur und des menschlichen Miteinanders bewahrt werden.